43. Kölner Island-Kolloquium (19.11.2016)

  • Dr. Gunnar Kristjánsson (Mosfellsbær)
    Über die religiöse Bedeutung der Natur in der lutherischen Glaubens­kultur Islands

  • Wolfgang Schiffer (Köln)
    Islands „Atomdichter“ – oder der Schock der Moderne

  • Ari Trausti Guðmundsson (Reykjavík)
    Naturgefahren auf Island und Maßnahmen dagegen

  • Thomas Rappaport (Stuttgart)
    Das Kunstprojekt „Global Raft – melting sculptures“

Leitung: Dr. Sverrir Schopka

Informationen zum Programm

Begrüßung durch den Präsidenten der DIG, Prof. Dr. Gert Kreutzer

Dr. Gunnar Kristjánsson (Mosfellsbær)
Über die religiöse Bedeutung der Natur in der lutherischen Glaubens­kultur Islands

In der Glaubenskultur Islands sind verschiedene Komponenten miteinander verflochten. Zunächst ist Island eine Insel, deren Einwohner sehr engen Kontakt mit dem Meer gehabt haben. Dasselbe gilt auch für die Beziehung der Isländer zum Land. Darüber hinaus wurde die Glaubenserfahrung der Isländer durch das Luthertum geprägt. Noch heute wird die religiöse Erfahrung der Isländer durch beides beeinflusst. Der Vortrag erörtert, auf welche Weise das geschieht.

Gunnar Kristjánsson

Dr. theol. Gunnar Kristjánsson, Jahrgang 1945, ehemaliger Probst der Evangelisch-Lutherischen   Volkskirche Islands, Publizist und Luther-Forscher. Er studierte Theo­logie an der Universität Islands und Religionsphilosophie an der Boston Universität USA, seine Dissertation „Religiöse Gestalten und christliche Motive im Romanwerk „Heimsljós“ von Halldór  Laxness“ im Gebiet hat er an der Ruhr Universität Bochum im Jahr 1979 vorgelegt. Gunnar war Pfarrer in Vallanes 1971–75, in Reynivellir in Kjós 1978–2015 und Probst in Kjalarnes 1997–2015.

Wolfgang Schiffer (Köln)
Islands „Atomdichter“ – oder der Schock der Moderne

Der 2. Weltkrieg erschütterte auch Island, die Jahrhunderte alte Literaturnation im äußersten Nordwesten Europas. Literarisch reagierte auf die Folgen am heftigsten eine Gruppe junger Dichter, denen schnell das Schmähwort „Atomdichter“ nachgerufen wurde. Sie brachen thematisch und formal mit den fest tradierten Formen isländischer Dichtung und lösten so, dokumentiert in dem Themenband der Literaturzeitschrift „die horen“ Bei betagten Schiffen, einen Kulturstreit aus, der die junge Republik erschütterte. Über diesen Streit und seine Folgen für die zeitgenössische Literatur Islands, 2011 Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse, erzählt mit vielen literarischen und journalistischen Beispielen der Autor, Übersetzer und Mit-Herausgeber des Bandes Wolfgang Schiffer.

Wolfgang Schiffer
Wolfgang Schiffer

Wolfgang Schiffer, geb. 1946 in Nettetal-Lobberich, lebt in Köln, studierte Philosophie, Literatur und Theaterwissenschaften; ehem. Leiter der Programmgruppe Hörspiel und Feature im WDR; Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber. U.a. Veröffentlichungen zur zeitgenössischen isländischen Literatur, zuletzt: 2014 der Gedichtzyklus "Das Dorf" von Jón úr Vör und 2015 die Anthologie "Am Meer und anderswo – isländische Autoren in deutscher Übersetzung". Zusammen mit Frank Lenz organisierte Schiffer 1990 in und um Köln das erste große isländische Kulturfestival in Deutschland „Die Isländer kommen“. Er erhielt für seine Arbeit etliche Auszeichnungen, u. a. das Ritterkreuz des Isländischen Falkenordens.

Ari Trausti Guðmundsson (Reykjavík)
Naturgefahren auf Island und Maßnahmen dagegen

Der Vortrag beschreibt die verschiedenen Gefahren vor denen Bevölkerung und Besucher stehen: vom stark stürmischen Wetter zu Vulkanausbrüchen und Schneelawinen.
Das umfassende System von Messgeräten, Sicherheitsmaßnahmen und ein Vorwarnsystem gehört zu den „Top 10“ auf der Welt: das Wetteramt, das Geowissenschaft-Institut der Universität Islands, rund 18.000 Rettungsleute und Freiwillige, die Küstenwache und ein Zivilschutzsystem aus staatlichen und kommunalen Behörden und Hilfsorganisationen sind eingebunden.
Der Vortrag wirft auch einen Blick auf Organisation und Erfahrungen beim Ausbruch des Eyjafjallajökull 2010.

Ari Trausti Guðmundsson
Ari Trausti Guðmundsson

Ari Trausti Guðmundsson, geb. 1948, studierte Geowissenschaften in Oslo und Reykjavik. Danach war er als Forschungsassistent der Isländischen Energiebe­hörde und Lehrbeauf­tragter im Gymnasium tätig, später frei­beruflich als  fachlicher Berater, Bergführer, Schriftsteller und Programmleiter im Radio und Fernsehen mit den Hauptthemen Natur, Bergsteigen und Umwelt. Ari Trausti ist Autor und Übersetzter von  Büchern über Islands Geologie, Vulkanismus und Gletscher sowie über Bergsteigen und Wandern, seit 2000 auch von schöngeistiger Literatur, für die er den Halldór-Laxness-Preis für Literatur erhielt.
2012 war er einer der Präsidentschaftskandidaten und kandidiert in diesem Jahr für das Althing.

Thomas Rappaport (Stuttgart)
Das Kunstprojekt „Global Raft – melting sculptures“

Land-Art wird Earth-Art.
Ein archaisches Kugelfloß aus Holz von vier Metern Durchmesser, mit einer freibeweglichen Kugel in der Mitte, ist 2013 von Stuttgart über Köln nach Rotterdam gereist. Letzte Station: Island.
In der Gletscherlagune Fjallsárlón sägte Rappaport im Sommer 2016 in einer spektakulären Nature-Art-Performance ein iden­tisches Kugelfloß aus Eis. Die Isländer waren eingeladen, mit Rappaport gemeinsam die beiden vier Meter großen Kugelflöße und hunderte vorbereiteter Eis-Multiples im Kleinformat dem Meer zu übergeben.

Thomas Rappaport
Thomas Rappaport

Thomas Rappaport, geboren 1957 in Zürich, machte Abitur am Kunst­gymnasium und ab­solvierte anschließend eine Lehre als Holzbildhauer. Es folgte eine Ausbildung zum Heilpädagogen und Studium an der Freien Hochschule Stuttgart. Danach war er tätig als Lehrer für Kunst und Handwerk und Dozent in der Erwachsenenbildung. Er hat ein eigenes Atelier im Wildpark Stuttgart. Seit 1999 hat er zahlreiche Freie Kunstprojekte, Land Art/ Social Sculptures realisiert und ist seit 2008 freischaffender Künstler. Er lebt und arbeitet in Stuttgart.