38. Kölner Island-Kolloquium (19.11.2011)

  • Halldór Guðmundsson (Reykjavík)
    Sagenhaftes Island – eine Nachlese
  • S.E. Gunnar Snorri Gunnarsson (Berlin)
    Sigríður Zoega – August Sander
    Eine deutsch-isländische Freundschaft
  • Kristín Steinsdóttir (Reykjavík) und Thomas Böhm (Berlin)
    Sagen von Fischen und Vögeln
  • Prof. Dr. Gert Kreutzer (Köln)
    Der isländische Film – ein Überblick

Leitung: Dr. Sverrir Schopka

Informationen zum Programm

 

Begrüßung durch den Präsidenten der DIG, Prof. Dr. Gert Kreutzer

 

Halldór Guðmundsson (Reykjavík)
Sagenhaftes Island – eine Nachlese

 

Halldór Guðmundsson wurde 1956 in Reykjavík geboren. Er studierte Literaturwissenschaften in Island und Kopenhagen und war lange Jahre Verlagsleiter von Islands größtem literarischem Verlag Mál og menning. Als Schriftsteller hat er sich einen Namen gemacht mit seiner großen Biographie über Halldór Laxness, die 2004 herauskam. Sie wurde ausgezeichnet mit dem Isländischen Literaturpreis und von den isländischen Buchhändlern zur Biographie des Jahres gewählt. Inzwischen ist sie in sechs Sprachen erschienen. Für die deutsche Ausgabe (2007) wurde sie um zahlreiche Details und neue Informationen ergänzt. In „Skáldalíf“ (2006) über die Schriftsteller Gunnar Gunnarsson und Þórbergur Þórðarson schildert er das Leben dieser zwei so unterschiedlichen Charaktere, die in ihren Träumen vieles gemeinsam hatten. Zur isländischen Finanzkrise erschien 2009 seine kritische Dokumentation zusammen mit Dagur Gunnarsson „Wir sind alle Isländer“.
Seit 2008 ist er Vorsitzender der Organisation, die den Ehrengastauftritt Islands auf der Frankfurter Buchmesse 2011 unter dem Titel „Sagenhaftes Island“ vorbereitet.

 

Zum Vortrag: Seit 1988 lädt die Frankfurter Buchmesse einen Ehrengast ein, der im Mittelpunkt des Messetrubels steht. Als erstes nordisches Land übernahm Island diese Funktion 2011 als „Sagenhaftes Island“ in buchstäblicher als auch im übertragenen Sinne wahr. Aus diesem Anlass wurden In den letzten Jahren über 200 Werke der isländischen Literatur ins Deutsche übersetzt und erscheinen nunmehr auf dem deutschsprachigen Buchmarkt. Das Herzstück sind dabei die isländischen Sagas, die neu übersetzt und pünktlich zur Messe bei Fischer erschienen sind.
Außerhalb des eigentlichen Messeprogramms gab es ein umfangreiches isländisches Rahmenprogramm in Frankfurt und ganz Deutschland mit Ausstellungen, Lesungen, Konzerten und vielem mehr.
Halldór Guðmundsson wird uns über seine Eindrücke und Erfahrungen bei diesem Mammutprojekt berichten und seine Nachhaltigkeit einschätzen.

 

S.E. Gunnar Snorri Gunnarsson (Berlin)
Sigríður Zoega – August Sander
Eine deutsch-isländische Freundschaft

 

Gunnar Snorri Gunnarsson, geboren 1953 in Reykjavík, studierte 1972 -1977 Englische Literatur und Philosophie an den Universitäten St. Andrews und Edinburgh mit dem Abschluss M.A. Hons. 1979 trat er in den Auswärtigen Dienst ein und wurde 1. Sekretär im Außenministerium. 1981 ging er an die Botschaft in Paris, wo er von 1984 bis 1987 Botschaftsrat und gleichzeitig Stellvertretender Ständiger Vertreter der isländischen Mission bei der OECD und UNESCO war. 1987 bis 1988 war er in gleicher Funktion bei der isländischen Delegation beim Nordatlantikrat (NATO) in Brüssel tätig. 1988 wurde er Gesandter an der Botschaft in Brüssel mit Zuständigkeiten für die EG, Belgien und Luxemburg. 1991 kehrte er in die Zentrale zurück und wurde als Ministerialdirigent Stellvertretender Staatssekretär für Außenhandel im Außenministerium. In den Jahren 1994 bis 1997 war er Ständiger Vertreter im Rang eines Botschafters bei den Vereinten Nationen und anderen internationalen Organisationen, einschl. WTO und EFTA in Genf. In den Jahren 1997 bis 2002 war er Botschafter bei den Europäischen Gemeinschaften, Belgien, Luxemburg und Liechtenstein in Brüssel. Die nächsten Jahre diente er als Staatssekretär im Außenministerium und wurde 2006 Botschafter in der Volksrepublik China. Außerdem akkreditiert in Australien, dem Königreich Kambodscha, der Volksrepublik Korea, der Volksrepublik Laos, der Mongolei, Neuseeland, der Republik Korea und der Republik Vietnam. Seit Anfang 2010 ist der Botschafter in Berlin und seitenakkreditiert in Polen, Kroatien, Montenegro und Serbien.

 

Zum Vortrag: Sigríður Zoëga, geboren 1889 in Reykjavík, als Tochter von dem Lehrer Geir T. Zoëga, der später Rektor des Gymnasiums zu Reykjavík wurde, begann 1907 eine Lehre als Fotografin bei Pétur Brynjólfsson, königlicher Hoffotograf. Anfang des 20. Jahrhunderts herrschte in Island Aufbruchstimmung. Fotografie wurde als geeigneter Beruf insbesondere für Frauen betrachtet, und einige hatten bei dieser kurzen Lehre einige Erfolge zu verzeichnen. Die Schwester von Sigríður, Guðrún, und ihre Jugendfreundin Steinunn Thorsteinson, und weitere junge Frauen arbeiteten bei Pétur. Pétur selbst machte die Aufnahmen während die Frauen die Glasplatten entwickelten und die Reduzierung und Endbearbeitung der Fotos durchführten. Sigríður aber wollte mehr lernen und ging 1910 nach Dänemark. Sie besuchte ein kurzes Seminar im Teknologisk Institut in Kopenhagen und arbeitete einige Zeit bei den bekannten Fotografinnen Nora Lindström und Rosa Parsberg, bekam aber keine längerfristige Stelle in der Hauptstadt. Ihre Schwester Guðrún wohnte damals in Deutschland und entdeckte eine Anzeige in der Zeitschrift Der Photograph. Sigríður bewarb sich auf diese Stelle, die auf drei Jahre befristet war. Am 23. Juni 1911 stieg sie aus dem Zug im Kölner Hauptbahnhof und nahm ihre Arbeit bei August Sander an. Dieser berühmte Fotograf war auch mit der Familie Erkes befreundet und hier fängt eine Deutsch-Isländische Freundschaft an, die einige Jahrzehnte währte. Die Stationen werden nun in einem Film vorgeführt und wir erleben einen Blick auf die Geschichte, die vor hundert Jahren begann. Dieser Film ist von den beiden Filmemacherinnen Gréta Ólafsdóttir und Susan Muska.

 

Kristín Steinsdóttir (Reykjavík) und Thomas Böhm (Berlin)
Sagen von Fischen und Vögeln

 

Kristín Steinsdóttir wurde 1946 in Seyðisfjörður, einem Fischereiort im Ostisland geboren. Nach dem Lehrerexamen lebte sie 1971–1978 in Dänemark, Deutschland und Norwegen und erwarb den B.A. in Dänisch und Deutsch. In den Jahren1982–1988 übte sie den Lehrerberuf aus, ist aber seit 1988 als Vollzeit-Schriftstellerin tätig. Bekannt ist sie für ihre zahlreichen Kinderbücher, wofür sie mehrere Preise bekommen hat, u.a. den Nordischen Kinderbuchpreis. In den letzten Jahren hat sie einige Romane für Erwachsene veröffentlicht, wie ihren Roman Á eigin vegum (Eigene Wege), der 2008 für den Nordischen Literaturpreis nominiert wurde. Zahlreiche ihrer Bücher, insbesondere ihre Kinderbücher, wurden in mehreren Sprachen übersetzt und erfreuen sich großer Beliebtheit. Auf Deutsch sind erschienen Eigene Wege, 2011 bei dtv (2010 bei Beck Verlag München) und Im Schatten des Vogels 2011 bei Beck.
Seit Jahren sitzt Kristín im Vorstand des Schriftstellerverbandes und zurzeit ist sie die Vorsitzende.

 

Thomas Böhm, geboren 1968 in Oberhausen, war von 1999 bis 2010 Programmleiter des Literaturhauses Köln. Seine Buchveröffentlichungen Auf kurze Distanz und Weltempfang gelten als „die Standardwerke zum Thema Autorenlesung“ (Deutsche Welle). Für seine Audioarbeiten u.a. mit Herta Müller, Dieter Wellershoff, Kristín Steinsdóttir und zu den Isländersagas wurde er u.a. mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet. Von 2009 bis 2011 konzipierte und organisierte er das literarische Programm des Ehrengastauftritt Islands bei der Frankfurter Buchmesse.

 

Zum Vortrag: Kaum eine isländische Aurorin war im Jahr 2011 so erfolgreich wie Kristín Steinsdóttir. Ihr Roman Ljósa, der in Deutschland unter dem Titel Im Schatten des Vogels erschien, war eines der meistverkauften Bücher in Island und wurde mehrfach ausgezeichnet. Das Buch basiert auf der Geschichte von Kristíns Großmutter, einer Frau aus Südostisland, deren langsamer Aufstieg aus ärmlichen Verhältnissen durch eine psychische Krankheit zunichte gemacht wurde. Im März 2011 erschien zudem in Deutschland die Audio-CD Leben im Fisch, auf der Kristín ihre Kindheit und Jugend im ostisländischen Seyðisfjörður erzählt. Das Hörbuch erhielt viele begeisterte Rezensionen und zum „Hörbuch des Monats“ auf der renommierten hr2-Bestenliste gewählt.

 

Prof. Dr. Gert Kreutzer (Köln)
Der isländische Film – ein Überblick

 

Gert Kreutzer, 1940 in Schlesien geboren, studierte Germanistik, Latein und Nordische Philologie in Münster, Tübingen und Kiel. Nach Ausbildung zum Studienassessor seit 1970 Assistent am Nordischen Institut der Universität Kiel. Promotion 1974, Habilitation 1983, Privatdozent und Akademischer Oberrat an der Universität Kiel, 1989 apl. Professor. 1990 bis September 2005 Professor für Skandinavistik und Direktor des Instituts für Nordische Philologie an der Universität zu Köln. Seit 2002 Präsident der Deutsch-Isländischen Gesellschaft e.V., Köln. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Literatur- und Kulturgeschichte Skandinaviens von der Wikingerzeit bis zur Gegenwart, insbesondere zur isländischen Literatur und Kultur, zahlreiche Übersetzungen aus dem Isländischen, insbesondere Lyrik von zeitgenössischen Autoren. Herausgeber mehrerer Buchreihen und Zeitschriften.

 

Zum Vortrag: In diesem bebilderten Vortrag wird ein Überblick über die kurze, aber bereits ruhmreiche Geschichte des isländischen Film gegeben werden, wobei ein besonderer Akzent auf die Literaturverfilmungen gelegt werden soll. U.a. sollen die Regisseure Hrafn Gunnlaugsson, Guðný Halldórsdóttir, Friðrik Þór Friðriksson, Baltasar Kormákur und Dagur Kári Pétursson mit ihren wichtigsten Filmen vorgestellt werden.