29. Kölner Island-Kolloquium (30.11.2002)

  • Staatssekretär Ólafur Davíðsson, Reykjavík:
    „50 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Island und Deutschland“
  • Dr. Sigfús A. Schopka, Reykjavík:
    „Wie schützt Island seine Fischbestände?“
  • Dr. Ulrich Münzer, Brannenburg:
    „Überwachung subglazialer Vulkane in Island mit Hilfe der Radarfernerkundung – ein Beitrag zum Katastrophen-Monitoring“
  • Hans Gerd Klais, Bonn:
    „Einige Gedanken des Orgelbauers zu seinem Instrument in der Hallgrímskirkja in Reykjavík“

Leitung: Dr. Sverrir Schopka 

Informationen zum Programm 

09:45 Uhr Begrüßung durch den Präsidenten unserer Gesellschaft,
Herrn Botschafter a.D. Hans Hermann Haferkamp

10:00 Uhr Ólafur Davíðsson (Reykjavík):
50 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Island und Deutschland

Ólafur Davíðsson, geboren 1942 in Reykjavík, studierte Volkswirtschaft in Heidelberg und Kiel. Nach Abschluss des Studiums arbeitete er bis 1982 am Staatlichen Wirtschaftsinstitut in Reykjavík, die letzten zwei Jahre als Leiter des Instituts. 1982–1991 war er Geschäftsführer des Isländischen Industrieverbandes. Seit 1992 ist er Staatssekretär im Amt des Ministerpräsidenten.

Zum Vortrag: In seinem Vortrag wird Herr Davíðsson besonders die politischen Beziehungen zwischen Island und Deutschland in den Nachkriegsjahren erörtern. Diese Beziehungen sind sehr gut, nicht zuletzt, weil sie auf einer Grundlage sehr vielschichtiger Verbindungen beruhen. Einen kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Island hat es lange gegeben und Island hat schon lange in Deutschland Interesse gefunden. Wirtschaftlich gesehen, ist der deutsche Markt für Island von großer Bedeutung und deutsche Touristen kommen in relativ großer Anzahl nach Island. Die diplomatischen Beziehungen sind daher vor allem die offizielle Seite dieser vielfältigen Verbindungen.
Ein wichtiger Teil der Beziehungen beider Länder ist auch die Teilnahme an der internationalen Zusammenarbeit, nicht zuletzt die gemeinsame Mitgliedschaft in der NATO. Das kam deutlich zum Ausdruck, als die Isländer ihre Fischereigrenze erweiterten. Im Vortrag wird auf die deutsche Haltung in dieser Frage eingegangen.

11:00 Uhr Dr. Sigfús A. Schopka (Reykjavík):
Wie schützt Island seine Fischbestände?

Dr. Sigfús A. Schopka, geboren 1943 in Reykjavík, studierte Biologie in Frankfurt am Main und promovierte in Meereskunde an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel 1970. Seit Abschluss des Studiums arbeitet er bei Hafrannsóknarstofnunin (Institut füt Meeresforschung) in Reykjavík mit den Schwerpunkten Kabeljauforschung und Fischereiberatung. Heute ist er Leiter der Abteilung für Fischereiberatung. Eine Zeitlang war er Lehrbeauftragter an der Universität Islands, und 1977 führte er als Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung (Bonn) wissenschaftliche Arbeiten an der Bundesforschungsanstalt für Fischerei in Hamburg und Bremerhaven durch. Seit 1977 ist er Mitglied im beratenden Ausschuß für Fischereimanagement des Internationalen Rates für Meeresforschung in Kopenhagen. In den Jahren 1972–1977 war er Vorstandsmitglied der Germania, im Vorstand der Alexander von Humboldt Vereinigung in Island seit 1984 und Präsident seit 1989. Er war Mitglied des Stadtrates von Kópavogur in den Jahren 1998–2002. Zahlreiche Veröffentlichungen in isländischen Tageszeitungen, isländischen und internationalen Fachzeitschriften.

Zum Vortrag: Die Ressourcen der Meere sind nicht unerschöpflich. Im Laufe der Zeit ist viel getan worden, um die Fischbestände in isländischen Gewässern zu schonen. Um die nachhaltige Nutzung der Bestände zu gewährleisten, hat Island ein Managementsystem eingeführt, welches auf transferierbaren Quoten für einzelne Schiffe (ITQ-System) beruht. Das Institut für Meeresforschung in Reykjavík hat die Aufgabe, den Zustand der Bestände zu überwachen, Bestandsanalysen und Biomasseberechnungen durchzuführen. Ferner hat das Institut eine beratende Funktion für Fischfang und verträgliche Nutzung der Ressourcen und veröffentlicht jedes Jahr einen Report über den Zustand der Fischbestände. Der zulässige Gesamtfang wird vom Minister für Fischerei festgelegt und basiert auf den Empfehlungen des Instituts für Meeresforschung.
Zusätzlich zum ITQ-System, das zusammen mit der Gesamtfestlegung (TAC) den Grundstein des isländischen Managementkonzeptes bildet, gibt es eine Reihe anderer systemstützender Maßnahmen. Es gelten Verordnungen über die erlaubten Fanggeräte, z.B. in Bezug auf die Mindestmaschenweite der Netze. Der Fang mit Schleppnetzen ist in weiten Zonen nahe an der Küste, wo sich Laich- und Aufzuchtgebiete befinden, verboten. Bei bestimmten Fängen sind Sortiergitter obligatorisch, damit die Jungfische entkommen können. Einzelne Fanggebiete können zeitweilig gesperrt werden, um laichenden Fisch zu schützen. Das Institut für Meeresforschung ist darüber hinaus berechtigt, Fanggebiete ohne vorherige Ankündigung kurzfristig zu schließen, wenn der Anteil von Jungfischen im Fang eine bestimmte Größenmenge überschreitet.
Schopka´s Vortrag beleuchtet diese Themen, u.a. wie die Wissenschaftler zu ihren Ergebnissen kommen. Ferner gibt er einen Überblick über die isländische Fischerei und beschreibt das Überwachungssystem der Fänge.

12:00 Uhr Mittagspause

14:00 Uhr Dr. Ulrich Münzer (Brannenburg):
Überwachung subglazialer Vulkane in Island mit Hilfe der Radarfernerkundung – ein Beitrag zum Katastrophen-Monitoring

Dr. Ulrich Münzer absolvierte in Berlin das Studium Vermessung mit Schwerpunkt Photogrammetrie und im Anschluss in München Geologie. 1989 promovierte er mit einer Untersuchung über die Zusammenhänge von Quellvorkommen, Gewässernetz und Bruchsystemen auf Island an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Tätigkeit: ab 1974 wiss. Mitarbeiter in der Zentralstelle für Geo-Photogrammetrie und Fernerkundung der Deutschen Forschungsgemmeinschaft (DFG), seit 1983 in der Arbeitsgruppe Fernerkundung im Institut für Allgemeine und Angewandte Geologie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Arbeitsgebiete: Photogeologie, Fernerkundung und Photogrammetrie; weitere Schwerpunkte sind Lehrtätigkeit u. wiss. Exkursion (Island, Sardinien, Italien, Griechenland) sowie die Leitung internationaler Forschungsprojekte auf Island mit Hilfe der Satellitenfernerkundung ERS-2 Radarsatellit der ESA, JERS-1 (OPS u. SAR) der NASDA (Japan) und ab 2002 Principal Investigator im ENVISAT Radarprojekt.

Zum Vortrag: Wegen seiner tektonischen Phänomene, seines aktiven Vulkanismus, seiner Fülle an glaziologischen Formen und seiner vielfältigen erosiven Prozesse ist Island ein Eldorado für Geowissenschaftler. Seit mehr als zwei Jahrzehnten befasst sich der Autor mit einem internationalen Forscherteam (Deutschland, Island, Österreich, Polen) mit der Überwachung subglazialer Vulkane in der aktiven Neovulkanzone im Süden der Insel. Die Feldarbeiten werden ergänzt durch Auswertung von Luft- und vor allem von Satellitenaufnahmen. In faszinierenden Bildern werden die spektakulären Ereignisse der letzten Jahrzehnte demonstriert, wie z.B. die gewaltigen subglazialen Ausbrüche von 1996 und 1998 am Vatnajökull, die Auswirkung des Gletscherlaufs vom Nov.1996. Im speziellen wird die Erfassung, Identifizierung und Überwachung dynamischer Prozesse und ihrer Folgen auf dem Gebiet des Vulkanismus und Glaziologie mit Hilfe der Fernerkundung aus den abgeschlossenen und laufenden Forschungsvorhaben aufgezeigt. Anhand der Radardaten des ERS-1 und ERS-2 werden mit Methoden der Interferometrie Hebungen und Senkungen im Zentimeter-Bereich festgestellt, die wichtig für ein Katastrophen-Monitoring sind. Mit dem ab 1.3.2002 im Umlauf gesetzten Radarsatelliten ENVISAT der ESA soll das neue Projekt "Hazard Assessment and Prediction – Long-term Observation of Icelandic Volcanoes and Glaciers Using ENVISAT-ASAR and other Radar Data, ESA ID 142", dazu dienen, eine Vorhersage von Vulkanausbrüchen und deren Folgen geben zu können.

15:00 Uhr Kaffeepause

15:15 Uhr Hans Gerd Klais (Bonn):
Einige Gedanken des Orgelbauers zu seinem Instrument in der Hallgrímskirkja in Reykjavík

Johannes-Gerhard, genannt Hans Gerd, Klais wurde am 2.12.1930 in Bonn als 3. von insgesamt 7 Kindern der Eheleute Orgelbaumeister Johannes, genannt Hans, Klais und Elisabeth Klais, geb. Eickenscheidt, geboren und römisch-katholisch getauft. Im Februar 1952 machte er das Abitur mit grossem Latinum und Graecum von dem Staatlichen Beethovengymnasium, altsprachlicher Zweig, in Bonn. 1944–1946 und 1952–1953 absolvierte er die Lehre als Orgelbauer im väterlichen Betrieb und unternahm zusätzlich Studienreisen zu bedeutenden Orgeln und Orgelbauwerkstätten im In- und Ausland. Seine Lehre schloss er 1953 mit der Gesellenprüfung ab. In den nächsten Jahren studierte er Volkswirtschaft und Kommunikationsforschung (akustischer Teil) an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn, der Universität zu Göttingen (3. Physikalisches Institut) und der Freien Universität in Berlin. Im Herbst 1955 musste er aufgrund einer Erkrankung seines Vaters das Studium abbrechen und in die Firmenleitung eintreten. Nach dem Tod seines Vaters im Oktober 1965 übernahm er offiziell die Firmenleitung als geschäftsführender Gesellschafter. 1966–2000 war er beratendes Vorstandsmitglied der Internationalen Gesellschaft der Orgelfreunde. 1967 wurde er Vorstandsmitglied des Bundes der Deutschen Orgelbaumeister und 1974–2000 1. Vorsitzender und seitdem Ehrenvorsitzender. 1972 erfolgte die Berufung in den Vorstand des Vereins des Beethovenhauses, Bonn, (bis heute). 1982–1992 bekleidete er das Amt des Vize-Präsidenten der International Society of Organbuilders. 1997 übergab er die Firmenleitung und Anteile an seinen Sohn Philipp Caspar Andreas Klais, der in der eigenen Werkstatt sowie in Frankreich den Orgelbau erlernt hat, parallel zum Studium der Kunstgeschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn.

Zum Vortrag: Die Hallgrímskirkja in Reykjavík ist die größte Kirche Islands. Sie ist nach dem Kirchenlieddichter Hallgrímur Pétursson (1614–1674), der insbesondere durch seine Passionspsalmen bekannt wurde, benannt. Der imposante Bau des Staats-Architekten Guðjón Samúelsson mit seinem 73 m hohen Turm hat 1200 Sitzplätze. Nach mehrjähriger Planung wurde der Grundstein 1945 gelegt und der Bau in mehreren Etappen mit der Einweihung der großen Konzertorgel 1992 vollendet. Die lange Bauzeit erklärt sich aus der Tatsache, daß die ganzen Baukosten aus Spendenmitteln finanziert wurden, wobei die 6000-Seelen Gemeinde 60% der Spenden aufbrachte. Die große Konzertorgel von Johannes Klais in Bonn hat 4 Manuale, 72 Register und 5275 Pfeifen und ist damit die größte Orgel auf Island. Sie wurde ebenfalls durch eine Spendenaktion finanziert, und viele Spender – auch aus Deutschland – haben "ihre" Pfeife gespendet. Wie es zu dieser Orgel kam und was der Orgelbauer in Island erlebt hat, wird im Vortrag geschildert und mit Musikbeispielen untermalt.

16:15 Uhr Schlußwort