27. Kölner Island-Kolloquium (2.12.2000)

  • Ari Trausti Guðmundsson, Reykjavik:
    „Erdbeben und Erdbebenforschung in Island.“
  • Sabine Barth, Bergisch Gladbach:
    „Neuere Erkenntnisse über die Landnahme der Isländer in Grönland und Amerika vor 1000 Jahren.“
  • Sigriður Sigurðardóttir, Reykjavik:
    „Island auf der EXPO 2000, Erwartungen und Ergebnisse.“
  • Claudia Köstler, Köln:
    „Entwicklung und Einflüsse der isländischen Rock- und POP-Musik seit den 50er Jahren bis heute.“ (mit Musikbeispielen)

Leitung: Dr. Sverrir Schopka 

Informationen zum Programm

 

09:45 Uhr       Begrüßung durch den Präsidenten unserer Gesellschaft,

Herrn Botschafter a.D. Hans Hermann Haferkamp

 

10:00 Uhr       Sigríður Sigurðardóttir (Hafnarfjörður):

Island auf der EXPO 2000, Erwartungen und Ergebnisse

 

Sigríður Sigurðardóttir, geboren 1966 in Kópavogur, studierte nach dem Abitur Architektur in Karlsruhe. Nach Abschluss des Studiums 1994 arbeitete sie bei dem Architekten Eberhard Jungmann in Karlsruhe. Zurück in Island 1995 fing sie bei Framkvæmdasýsla ríkisins (Staatliche Baudirektion) an, als Projektleiterin zu arbeiten. Gleichzeitig machte sie ein Aufbaustudium im Bereich Ökonomie- und Betriebswirtschaft an der Isländischen Universität. Im Jahre 1998 war sie bei der Bauabteilung von Landsbanki Íslands tätig, bis sie im Jahre 1999 die Projektleitung des isländischen Pavillons für die EXPO 2000 übernahm. Während der EXPO hat sie als Pavillondirektorin gearbeitet.

 

Zum Vortrag: Frau Sigurðardóttir wird über die Entwicklung des Projektes „Island auf der EXPO 2000“ referieren. Von den ersten Ideen, über den Aufbau des Pavillons auf dem Expo-Gelände, bis hin zu der Zeit der Ausstellung, werden Vorstellungen und Erwartungen des Komitees reflektiert und den tatsächlich erreichten Ergebnissen gegenübergestellt. Insgesamt kann auf eine überaus erfolgreiche Teilnahme Islands auf der EXPO 2000 zurückgeblickt werden.

 

11:00 Uhr       Ari Trausti Guðmundsson (Reykjavík)

Erdbeben und Erdbebenforschung in Island

 

Ari Trausti Guðmundsson (geb.1948) erhielt seine Ausbildung als Geophysiker hauptsächlich in Oslo, mit den Schwerpunkten Vulkanismus und Glaziologie. Danach war er u.a. als Lehrbeauftragter im Gymnasium tätig, aber auch als fachlicher Berater, Schriftsteller und Programmleiter im Radio und Fernsehen mit den Hauptthemen Natur und Umwelt. Nebenbei befasst er sich seit 25 Jahren auch mit Tourismus. Er ist Autor und Übersetzer von knapp 30 Büchern, u.a. über Geologie Islands, über Bergsteigen und Wandern, die isländischen Gletscher, Astronomie und Umweltschutz. Seit 13 Jahren ist er ausschließlich freiberuflich tätig.

 

Zum Vortrag: Tektonische und vulkanische Erdbeben sind auf Island sehr häufig. Der Lage Islands entsprechend ziehen sich nicht nur Dehnungsspalten durch das Land, sondern auch tektonische Ost-West-laufende Querspaltengebiete. Dort bewegt sich die Erdkruste nicht nur auseinander, sondern auch, und zwar zum größeren Teil, in entgegengesetzte Richtungen. Die zwei Hauptgebiete mit derartigen Bewegungen sind zum einen in Süd-Island (South Iceland Seismic Zone, SISZ) und zum anderen vor der Küste in Nordost-Island (Tjörnes Fracture Zone, TFZ). Dort bauen sich größere Spannungen auf als in den Spalten- und Vulkansystemen der tektonischen Dehnungszonen (Rift-Zonen). Entsprechend werden dort Erdbeben bei der Entspannung und den Gesteinsmassen der Erdkruste stärker als innerhalb der Spalten- und Vulkansysteme. Es wird von Erdbeben von Größenordnung M=6 bis M=7,5 (Richter-Skala) gesprochen.

Man weiß von über 30 größeren historischen Ereignissen in Süd-Island, wo Erdbeben dieser Größenordnung eintrafen, mit den entsprechenden Zerstörungen. Im vergangenen Sommer gab es dort zwei weiter ernsthafte Erdbeben.

Ari Traust Guðmundsson´s Vortrag beleuchtet diese Themen. Es wird auf die Maßnahmen nach den Erdbeben im Jahr 2000 eingegangen sowie die Versuche, Erdbeben vorherzusagen.

 

12:00 Uhr       Mittagspause

 


14:00 Uhr       Sabine Barth (Bergisch Gladbach)

Auf den Spuren der Isländer in Süd-Grönland

 

Sabine Barth, geboren 1956, studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften, Deutsche Philologie und Sozialpsychologie in Köln, wo sie 1983 mit dem Magister abschloss. Nach dem Studium arbeitete sie vier Jahre als Dramaturgin für Schauspiel und Öffentlichkeitsarbeit zunächst in Wuppertal und anschließend in Saarbrücken. Von 1991 bis 1998 „las“ sie als freie Hörspiellektorin für den WDR und war gleichzeitig auch als freie Journalistin tätig. 1993 bis 94 Chefredakteurin der Literaturzeitschrift „nrw literarisch“ und 1996-97 in gleicher Funktion bei dem Kultur- und Literaturmagazin „foglio“. Ihre Themenschwerpunkte sind Kultur, Literatur und vor allem die Länder Island und Grönland.

Zahlreiche Veröffentlichungen bei Rundfunkanstalten und in Magazinen. U.a.: „Island“, rtb DuMont, 1. Aufl. 1993, nach mehreren Aktualisierungen erschien in diesem Jahr eine veränderte Neuauflage. „Island. Eine Bildreise“, 1995. „Literarische Großstadt-Expedition: Reykjavík“, WDR 3, 1998. „Land der Menschen – Streifzüge durch Grönland“, WDR 1, 1999. „Nordwind – auf dem Weg nach Island“, WDR Zeitzeichen, 2000. „Das Nibelungenlied. Ein Mythos mit modernen Helden“, foglio, 1997. „Reykjavík 2000“, Nordis, 2000.

 
Zum Vortrag: Das Jahr 2000 ist nicht nur für Island ein Jahr der Jubiläen und Feiern, sondern auch für Grönland. Vor 1000 Jahren brach Leifur Eiríksson, genannt der Glückliche, von Südgrönland aus zu den Küsten der Neuen Welt auf. Außerdem brachte er auf Geheiß des norwegischen Königs das Christentum erstmals nach Grönland. Beides bot Anlass für ein großes Fest im Juli mit prominenten Gästen wie der dänischen Königin Margrethe II. und dem isländischen Staatspräsidenten Ólafur Ragnar Grímsson. Die  Spuren der normannischen bzw. isländischen Siedler, denn von dort kamen sie überwiegend, findet man an vielen Orten, immerhin lebten in der Hochzeit ca. 4000 in Südgrönland. Nach rund 450 Jahren Siedlungsgeschichte verschwanden sie wieder.

In dem Vortrag wird diese Zeit der grönländischen Geschichte vorgestellt, die so eng mit der isländischen verbunden ist. Vor allem interessiert die Frage, welche Rolle die Epoche heute im modernen Grönland spielt. In den Museen im Süden findet man immer Abteilungen, die diese Zeit dokumentieren. Fakt ist, dass ohne die isländischen Siedler Hans Egede 1721 nicht nach Grönland gekommen wäre. Schließlich wollte er seinen „entfernten“ Landsleuten den richtigen Glauben bringen. Dass das Leben der „Wikinger“ in Grönland bis heute fasziniert, zeigen auch die Veröffentlichungen der letzten Jahre. Besonders dem Verschwinden der normannischen Siedler haftet trotz zahlreicher wissenschaftlicher Erklärungen noch immer ein Mythos an.

Ergänzt wird der Vortrag durch Dias von dem Sommerfest sowie von einigen Ruinen in Südgrönland.

 

15:00 Uhr       Claudia J. Koestler

Entwicklung und Einflüsse der isländischen Rock- und Pop-Musik

seit den 50er Jahren bis heute (mit Musikbeispielen)

 

Claudia J. Koestler studiert seit 1996 Skandinavistik mit Schwerpunkt Island an der Universität zu Köln. Neben ihrem Studium arbeitet sie als freie Journalistin für verschiedene deutsche Tageszeitungen und Magazine, als Autorin für Fernseh- und Hörfunksendungen und ist Gründerin und Herausgeberin des Magazins „Spectaculum“. Momentan arbeitet sie an ihrer ersten Buchveröffentlichung und an einer Fernseh-Dokumentation über die Kulturszene Islands.

 

Zum Vortrag: Quicklebendig und äußerst kreativ ist die Musikszene in Island – allerdings ist bei uns leider nur wenig darüber bekannt. Doch nicht erst seit Björk sprüht der Rock ‘n‘ Roll dort der Funken.

Der Vortrag will einen Einblick gewähren in die Entwicklung einer eigenständigen Szene, angefangen von den isländischen Tanzkapellen der 50er und 60er Jahre, die stilistische Elemente internationaler Hits kopierten, über die Angst des Identitätsverlustes durch den rapiden amerikanischen Kulturimperialismus, die Adaption der Beatle.Mania und die Suche nach eigener Stimme in den Siebzigern, bis zu dem vitalisierenden Einfluß, den die linke Szene in Reykjavík auf die Musik ausübte, indem sie in der weitverzweigten und fast verlorenen Rockmusik mit Traditionen experimentierten und so ihren eigenen Stil kreierten. Denn während in der amerikanischen Musik von den Grundprinzipien des Rock, von Spaß, Ekstase, Schmutz und Sex nichts mehr zu merken ist, jonglieren junge isländische Musiker mit den verschiedensten musikalischen Einflüssen, bleiben textlich aber in ihrer Heimat verwurzelt.

Ein Spiel mit einer großen Portion Naivität, mit ambitioniertem Spiel, Unbekümmertheit und hoher Professionalität, das so fast nebenbei den Weg aus der Sackgasse fand.

Diese Musik, geprägt durch Künstler wie Bubbi Morthens, Egill Ólafsson und Eyþór Gunnarsson, bereitete den Weg für die radikalere, anarchistischere und kreativere Musik der frühen 80er Jahre.

Heute ist das Angebot in isländischen Plattenläden umfangreicher denn je und spiegelt die einzigartige Vielfalt eines stolzen und kulturreichen Volkes wider, nicht zuletzt mit Gruppen wie GusGus, Sigur Rós, Ensími oder Sóldögg.

Musik- und Videobeispiele von den beliebtesten isländischen Künstlern werden den Vortrag multimedial abrunden.